Wie schon im letzten Jahr, als es zu einer ähnlichen Zeit für einen guten Freund und mich nach Australien ging, trafen wir uns abends noch auf ein letztes Gläschen Rum und machten uns dann auf den Weg zum Flughafen. Diesmal sollte es nach Auckland in Neuseeland gehen… und trotz der langsam beginnenden Aufregung fühlte es sich noch gar nicht wirklich nach Urlaub an. Ich hatte sogar den ganzen Samstag noch gearbeitet und dann den heutigen Sonntag mit Vorbereitungen und Packen verbracht. Urlaub, und dann sogar ganze fünf Wochen, fühlte sich ganz weit entfernt an.
Als wir dann gegen 21:00h Uhr in Richtung Dubai abhoben, wurde es langsam besser. Die Vorfreude stieg und mit dem ersten mittelmäßigen Essen an Board kamen die Erinnerungen an den letzten Urlaub zurück. Wie schon in Australien hatten wir uns auch jetzt einen Camper gemietet und würden damit gut 33 Tage (plus An- und Abreise) die Straßen Neuseelands unsicher machen. Grundsätzlich hatten wir nur eine ausgedehnte Tour um die Nordinsel geplant. Aber je nach Zeitpuffer konnten wir uns immer noch entscheiden, ob wir auch einen Abstecher auf die Südinsel machen würden.
In Dubai hatten wir glücklicherweise nur wenige Stunden Aufenthalt, die schnell vergingen. Spannender wurde es, als wir jetzt in den nächsten A380 stiegen, um satte 16 Stunden in der Luft zu sein. In weiser Voraussicht hatten wir Sitzplätze mit extra Beinfreiheit gebucht, da wir beide nicht klein waren. Im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung, auch wenn wir damit direkt neben dem Notausgang und der krassen Klimaanlage saßen, die mir ziemlich zusetzte.
Ankunft im Nieselregen
Verschnupft, drei Fluch-der-Karibik-Filme, Merry Poppins, Batman und was-nicht-noch-alles aus dem Boardkino später, stiegen wir dank Zeitverschiebung Dienstagmittag um fast 12 Uhr in Auckland aus dem Flugzeug. Schon beim Landeanflug konnten wir sehen, dass unter uns ein riesiges, grünes Stück Land darauf wartete, entdeckt zu werden. Und auch, wenn es immer noch ein wenig surreal klang, endlich startete der Urlaub!
Vom Flughafen aus fuhren wir direkt zu unserer Camper-Vermietung, dieses Mal zu Travallers Autobarn. Die Mitarbeiter dort waren sehr freundlich, die Registrierung und der Gang ums Auto waren sogar etwas ausführlicher und umfassender als in Australien. Mit einem guten Gefühl konnte es schon wenig später losgehen… für uns hieß das: Einkaufen.
Ich hatte immer wieder gelesen, dass man nach einem langen Flug nicht direkt ins Mietauto steigen und losfahren soll. Insbesondere nicht in den unbekannten Linksverkehr, der am Anfang natürlich nochmal mehr Konzentration erforderte. Das können wir definitiv so bestätigen. En Ruhetag ist absolut empfehlenswert, egal wie gut man sich nach dem Flug auch fühlt. Wir holten also auch nur das Auto, kauften den ersten nötigen Proviant ein, und stellten es dann auch schon wieder auf unserem ersten Stellplatz für die Nacht (Avondale Motorpark) ab.
Unser zu Hause für die nächsten fünf Wochen
Der Campervan war ein ausgebauter Toyota Hiace, wie letztes Jahr in Australien auch. Diesmal allerdings mit Automatik-Schaltung und ein paar PS mehr unter der Haube. Der Ausbau unterschied sich nur geringfügig, aber mit ein paar Besonderheiten: Denn um in Neuseeland wirklich flexibel unterwegs sein zu können, sollte man einen Self-Contained Camper wählen. Dieser beinhaltet einen Abwassertank (sonst wird das Wasser aus der Spüle direkt unter das Auto geleitet, hier wird es aufgefangen) und eine portable Toilette. Letztere würde sicher nur im Notfall zum Einsatz kommen, aber mit dieser Ausstattung kann man auch auf naturbelassenen Plätzen des DOC (Department of Conservation) und vielen anderen Plätze stehen, wo es ansonsten verboten war.
Die erste Nacht war (wahrscheinlich auch dem Jetlag geschuldet) sehr ruhig. Wir schliefen beide tief und fest fasst zehn Stunden am Stück. So starteten wir gut erholt und nach einem ersten kleinen Frühstück unseren Ausflug nach Auckland. Auf der Busfahrt zogen die äußeren Stadtviertel an uns vorbei und noch erinnerte nichts an die „Großstadt“, die Auckland doch sein sollte.
Tatsächlich leben etwa 1,7 Millionen Menschen hier in der Metropolregion Auckland. Bei einer Gesamtbevölkerung Neuseelands von nur etwa 4,8 Millionen sind das mehr als ein Drittel aller Neuseeländer waren. Die nächstgrößere Stadt ist Christchurch mit etwa 340.000 Einwohnern, dahinter folgt die Hauptstadt Wellington, die etwa 212.000 Menschen beherbergt.
Auf unserem Weg in die City von Auckland mussten wir dann ein wenig raten, wo wir aussteigen sollten… die Stops wurden weder angezeigt noch durchgesagt. Wir fanden tatsächlich die richtige Haltestelle und folgten als Einstieg dem empfohlenen City-Walk aus dem lonely planet Reiseführer. Nachdem uns ein solcher schon letztes Jahr gute Dienste geleistet hatte, griff ich auch dieses Jahr wieder auf einen zurück.
PBJ!
Wir starteten im Myers Park, einem netten kleinen Park inmitten hoher Häuser, und warfen vom Aotea Square einen Blick auf das Rathaus und das Civic Theatre. Anders als empfohlen gingen wir dann jedoch die Wellesley Street in die entgegengesetzte Richtung hinauf, denn wir hatten vor, unsere Mittagspause bei Best Ugly Bagels zu verbringen. Auf dem Weg dorthin besichtigten wir allerdings erst noch eine sehr nette kleine Kirche (St. Matthew in the City): Die Stein-/ Marmorsäulen, der hölzerne Innenausbau und die bunten Glasfenster waren einfach nur beeindruckend schön.
Best Ugly Bagels hat den Charme einer cool ausgebauten Rindermarkthalle und das Beste: Die Bagels sind wirklich super lecker! Der Besitzer ist ein echt cooler Typ und die Ansage der Bestellungen inklusive Antwort der Belegschaft nach fröhlichem Call-and-Response-Prinzip sind einmalig. Wir probierten den Tuna-Melt-Bagel und gönnten uns noch einen Peanut-Butter-and-Jelly für den Weg. Danach waren wir dann auch erstmal gefühlt satt für die nächsten drei Tage.
Im Skytower von Auckland zeigten wir uns dann weitaus weniger entscheidungsfreudig. Wollten wir einfach „nur“ nach oben fahren und den Blick auf die Stadt genießen? Oder waren wir so wagemutig und würden sogar eine der Walking Touren auf einem Gerüst außerhalb des Towers machen bzw. uns sogar von dort beim „SkyJump“ herunterstürzen wollen? Wir vertagten die Entscheidung. Da wir in fünf Wochen wieder von hier aus zurück fliegen würden, hatten wir noch mehr als genug Bedenkzeit.
Städtebummel
Unser Weg führte uns weiter durch diverse Shopping-Straßen und nach dem Besuch des Albert Parks und der Universität (hier warten der Clock Tower und schöne Gärten auf Besucher) war uns nach einem Bier zumute. Wir vermuteten ähnlich hohe Alkoholpreise wie in Australien und wurden nicht enttäuscht… Zwei Bier (normale 0,3l Größe) kosteten stolze 20$, was umgerechnet etwa 12€ waren. Dafür war das „Epic“ echt lecker und der Laden hatte gutes WLAN.
Zuletzt wollten wir heute noch den Hafen sehen, also liefen wir weiter Richtung Norden bis zur Queens Wharf. Von dort aus machten einen großen Bogen am Wasser entlang, bis wir wieder zurück in die Stadt und zur nächsten Bushaltestelle liefen.
Zurück im Motorpark planten wir unsere Route für den nächsten Tag und warfen einen Blick auf den Wetterbericht… Für die nächsten Tage verhieß er nichts Gutes, so konnten wir nur die Daumen drücken, dass das Wetter besser wurde. Hinter allem stand nun aber auch die Erkenntnis, dass endlich der Urlaub begonnen hatte und egal was passierte, wir waren stolze 17.800 Kilometer weit weg von zu Hause und auf dem Weg in ein neues Abenteuer.