Lühesand

Neues aus der Kategorie Das Gute liegt so nah!

Nachdem ich zum Geburtstag ein Zelt geschenkt bekommen hatte (und auch das erste Probeaufbauen im Garten gut funktioniert hatte), Folter der erste Härtetest auf dem Deichbrand Festival. Fazit: Für eine Person inklusive Gepäck war das Zelt ideal. Genau das sollte es auch sein, denn ich wollte eine möglichst leichte und kleine Variante, die man im Rucksack gut mitnehmen konnte.

Auch zwei Personen finden in dem Zelt Platz, dann sollte man allerdings eine andere Möglichkeit haben, sein Gepäck zu verstauen. Beispielsweise im Auto oder notfalls wasserdicht verpackt vor dem Eingang des Innenzelts, unter der nach vorne abstehenden Hauptplane.

Das Wichtigste: Zeltplane und -boden blieben trotz Unwetters wasserdicht, obwohl sich unter dem Zelt sogar eine kleine Pfütze gebildet hatte. Innen war davon nichts zu merken. Die Planen trockneten auch sehr schnell, als ich sie vor dem zusammenpacken noch einmal zum Trocknen hinlegte (Sonne hilft natürlich auch). Das Klima im Zelt ist angenehm und die Heringe hielten dem Wind auch gut stand- ordentliches Abspannen ist hier natürlich wichtig. Von daher die freiwillige Werbung für das Cloud Up 2 von naturehike.

Mit dem Finger auf der Landkarte gefunden

Nachdem auf dem Festival alles glatt gelaufen war, sollte nun der erste „richtige“ Test inklusive Transport im Rucksack erfolgen. Um ein bisschen Ruhe zu genießen, machte ich für eine Nach einen Ausflug nach Lühesand, eine kleine Elbinsel auf Höhe von Stade. Gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreiche, nichts außer dem Camping-Platz und einem Naturschutzgebiet… das klang verlockend!

Ich hatte per Google Maps nach Campingplätzen in der Nähe von Hamburg geschaut und die Elbe ein wenig in beide Richtungen abgesucht. Irgendwann sah ich eine Insel, auf der nur ein einziger Pin inmitten von viel Grün gesetzt war. Ich sah mir die entsprechend verlinkte Website von Lühesand an und nach einer kurzen Abfrage der Erreichbarkeit via HVV fasste ich den Entschluss, die Insel tatsächlich zu meinem erklärten Ziel zu machen.

Zum ersten Mal also würde ich mir einen großen Rucksack inklusive Zelt und Schlafsack umschnallen und losziehen. Ich schrieb mir zuerst eine ausführliche Liste und fing dann an, alles nach und nach in den Rucksack zu puzzeln… ein Hoch auf meine Tetris-Affinität in der Jugend!

Leider nur ein Kurzausflug

Am Freitag musste ich aufgrund einer Schulung länger im Büro bleiben, sodass keine Fähre mehr gefahren wäre. Also zog ich Samstag nur für eine Nacht los.

Ich ging noch kurz einkaufen, verstaute die letzten Sachen und lief zum Bus, der mich zum Hauptbahnhof bringen sollte. Von dort aus gong es mit der Regionalbahn nach Stade und dann noch einmal kurz mit dem Bus an die Elbe. Insgesamt eine absolut erträgliche Reise. Für mich war sie sogar im Preis meines Monatstickets inbegriffen, das am Wochenende im Gesamtbereich des HVV gültig war.

Wir verließen Hamburg direkt mit einer kleinen Verspätung, sodass ich mir schon Sorgen um den Anschluss in Stade machte, denn der benötigte Bus fuhr (ähnlich war der nötige Zug) nur etwa einmal in der Stunde. Sollten die Zeiten einmal nicht zusammenpassen, gibt es von Hamburg nach Stade auch eine S-Bahn-Verbindung, die aber etwas länger dauerte. Letztendlich wurde es zwar knapp, aber ich erreichte meinen Bus doch noch.

In Wetterndorf stieg ich an der Schleuse aus und musste nur noch circa zehn Minuten über den Deich zum Treffpunkt für die Abfahrt nach Lühesand laufen. Das Gewicht meines Rucksacks war zwar ungewohnt, aber absolut erträglich. Das hatte ich mit tatsächlich schlimmer vorgestellt. Ich konnte damit sogar unfallfrei auf das kleine Boot „Smutje“ klettern, das ich und dreizehn andere Erwachsene und Kinder auf die Insel bringen sollte.

Das Übersetzte kostet für Erwachsene 2,20€. Später erfuhr ich, dass hier auch die Rückfahrt inbegriffen ist. Ich wurde auch direkt gefragt, ob ich drüben zelten wollte und unser Bootsführer (hier fährt der Chef noch selbst) zeigte mir nach dem Anlegen direkt, wo ich mein Lager aufschlagen durfte. Solange man nicht mit mehr als zehn Personen kommen wollte, musste man sich im Vorfeld nämlich nicht anmelden.

Hallo Entspannung, hallo Lühesand!

Die Wegbeschreibung zu den Zeltplätzen war denkbar einfach: Bei nächster Gelegenheit links, dann fingen irgendwann die gemähten Flächen an wo ich mir einfach etwas aussuchen sollte. Gesagt, getan. ich fand einen schönen, ruhigen Platz mit Blick aufs Wasser und baute zuerst mein Zelt auf.

Dann machte sich aber auch schon der Junge bemerkbar und ich machte mich auf die Suche nach dm Gasthaus. Ich hatte zwar Kleinigkeiten dabei, aber ein „richtiges“ Mittagessen hatte ich für heute nicht eingeplant. Bei der Hausherrin dort beglich auch auch direkt meine Schulden fürs campen (3€ pro Zelt und 6€ pro Person) und setzte mich nach draußen auf die schöne Terrasse. Ich hatte grade aufgegessen, als der Himmel zuzog und ein Schauer aufkam. Ich wechselte also mit den anderen Gästen nach drinnen und bestellte mir einen Tee, während ich den Regen draußen beobachtete. Laut App würde es nicht lange regnen und danach stand einem ausführlichen Spaziergang nichts mehr im Weg.

Seit ich vorhin über den Deich gelaufen war und nur noch die Schafe und das Wasser gesehen hatte, hatte sofort eine gewisse Entspannung eingesetzt. Das Gefühl setzte sich grade fort und ich war jetzt schon froh, mich heute auf den Weg gemacht zu haben.

Abrechnung

Das Mittagessen mit Getränk und der Tee kosteten mich 10,50€ plus Trinkgeld, womit ich meine letzten Ausgaben für dieses Wochenende getätigt hatte. Abgesehen von den kleinen Besorgungen im Vorfeld hatte ich nicht viel für die sonstige Verpflegung ausgegeben. Von dem, was ich mitgenommen hatte (Brot, Marmelade, Salami, ein Instant-Essen, Haferflocken, Milch und Cashewkerne), hatte ich vieles noch zu Hause.

Insgesamt dürfte mich dieser Ausflug also keine 30€ gekostet haben: 9€ fürs campen + 2,20€ für die Fähre + 10,50€ für das Mittagessen = 21,70€ zzgl. Trinkgeld und auch zzgl. des mitgebrachten Proviants.

Wenn man früh ankam und auch den zweiten Tag ausnutzte, war das eine wirklich gute Rechnung. Es gab (außer den Fährzeiten) keine Vorgaben für die Abreisezeit, man konnte also auch am letzten Tag noch lange bleiben.

Nach den Mittagspausen inspizierte ich die Toiletten und Duschen gegenüber des Gasthauses (etwas in die jähre gekommen, aber sauber und ordentlich) und ging dann endlich in Richtung Elbe.

Ich folgte einem Weg nach rechts, der mich an verschiedenen Wohnwagen von Dauercampern zu einem der beiden großen Strommasten führte, die das Bild der Insel prägten. Auf Lühesand stehen zwei große Masten der Elbekreuzung 1 und 2, die die Stromversorgung im Norden sicherstellen. (Vornehmlich geht es dabei um eine Verbindung zwischen dem Schaltwerk in Wilster und dem Umspannwerk Rollern, das östlich von Stade liegt) Davon haben die Dauercamper auf Lühesand allerdings wenig, denn diese müssen sich mit Solaranlagen oder ähnlichem selbst versorgen.

Beeindruckend sind die Masten allemal. Si sind extra so hoch gebaut, dass unter den durchhängenden Leitungen noch die geforderte Durchfahrtshöhe von 75m für Schiffe auf der Elbe gegeben ist. Ich hatte auch noch nie am Fuß eines fast 230m hohen Strommastes gestanden, das war schon beeindruckend.

Sonne satt und nichts zu tun, außer Schiffe gucken

Das klingt ein wenig nach Harald Juhnkes Definition von Glück: Keine Termine und leicht einen sitzen. Keine Termine konnte ich unterstreichen, allerdings war ich noch nüchtern, als ich beschloss, noch ein wenig am Wasser in die andere Richtung zu laufen. Ich lief fast bis zum zweiten, etwas kleineren Mast an der Inselspitze und ließ mich dort auf einer Bank nieder. Ich beobachtete das rege Treiben auf dem Wasser und das Wolkenspiel am Himmel, hörte Musik und vertrieb mir die Zeit beim fotografieren.

Mein einziger Plan? Laut Aushang sollten die AIDAperla und die MSC Orchestra etwa um 18:00h in Hamburg ablegen und etwas später hier vorbeikommen. Ich behalt also das Schiffsradar im Auge und sah die beiden Riesen gegen 19:30h und 20:00h dann auch an Lühesand vorbeiziehen. Merke: Hierher brauchen Schiffe aus dem Hamburger Hafen etwa 1,5 Stunden, wobei es ab Weder etwas schneller geht, da sie ab dort ein paar Knoten zulegen dürfen. Außerdem sieht man die Schiffe ab Wedel schon kurz, bevor sie noch einmal kurz aus dem Sichtfeld verschwinden.

Da es inzwischen schon etwas frischer geworden war, ging ich zurück zum Zelt und bereitete mir mein Abendessen zu Das Wasser für mein Instant-Essen und meinen Tee holte ich mir von einem Hahn am Toilettenhäuschen und setzte es dann auf meinen kleinen Camping-Kocher. Eine weitere Premiere, dann die Gaskartusche und den kleinen Aufsatz hatte ich bisher nur einmal kurz auf ihre Funktionalität getestet, aber noch nie Wirkich benutzt.

Da ich nicht wusste, wir oft ich dieses Equipment tatsächlich benutzen würde, hatte ich erstmal recht günstige Sachen angeschafft. Ich war gespannt, wie diese sich schlagen würden… und ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil, ich hatte nach knapp fünf Minuten 400ml kochendes Wasser. Der Topf selbst war kaum warm (auch nicht von unten) und auch der Kocher-Aufsatz war schnell wieder abgekühlt.

Ein gemütlicher Abschluss

Aufgrund von Nachbar, die sich recht Rücksichtslos mitten auf den Gemeinschafts-Kochplatz und somit auch in mein Sichtfeld gestellt hatten, „kochte“ ich nur kurz draußen und setzte mich dann zum essen ins Zelt. Ich hatte mir im Vorfeld ein paar Filme und eine Serie aufs iPad geladen, womit ich beginnen wollte. Ich hatte auch darüber nachgedacht, kein weiteres technisches Gerät außer meinem Handy mitzunehmen, aber mit gefiel die Idee zu gut, abends in meinem Schlafsack zu liegen und einen Film zu schauen.

Guten Morgen

Aufgrund des Windes und sehr hartnäckiger Grillen war es streckenweise eine recht unruhige Nacht, ich fühlte mich am nächsten Morgen aber trotzdem gut erholt. Nach einer kurzen Dusche setzte ich mir Tee-Wasser fürs Frühstück auf und setzte mich vors Zelt. Wie ich schon auf dem Deichbrand feststellte: Ich fand Gefallen am Zelten und dieser Einfachheit.

Nach dem Frühstück packte ich schon mal einen Teil der Sachen zusammen und machte mich dann noch mal auf zu einem kleinen Spaziergang. Ich lief am Anleger vorbei und in den östlichen Teil von Lühesand, den ich noch gar nicht erkundet hatte. Hier fand ich einen Weg zu einer Bootsrampe, wo einige Bewohner ihre privaten Bote liegen hatten, kam aber dann nicht mehr viel weiter. Denn zwischen mir und dem Rest der Insel verlief ein hoher Zaun, der eine Galloway-Rinderfarm ankündigte und den Zutritt versperrte. Ich lief den Zaun einmal komplett entlang und fand keinen Weg drumherum, deswegen lief ich noch einmal entspannt in die andere Richtung.

Irgendwann beschloss ich dann, mein Zelt abzubauen, alles wieder im Rucksack zu verstauen, und die Rückfahrt anzutreten. Ich bedauerte, dass ich nicht mehr Zeit gehabt hatte, aber ich konnte ja wiederkommen. Das Gute, in Form der Insel Lühesand, lag schließlich sehr nah 😉