Unsere heutige Etappe begann nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück. Die ersten knapp sieben Kilometer liefen wir zum Einstieg ganz entspannt am schönen Ufer der Rur, des Obersees und der Urft entlang, immer in Richtung Gemünd.
Im weiteren Verlauf unserer Tour sollte es noch viel anstrengender werden, aber das wussten wir zum Glück noch nicht. Geübte Wanderer hätten das sicher auch bei einem Blick auf das Höhenprofil herausgefunden, aber so gut bereiteten wir uns noch nicht vor.
Pause an der Urfttalsperre
Der erste Anstieg hinauf zur Urfttalsperre war noch moderat. Nach einiger Zeit im Wald wurden wir mit einem schönen Blick auf die Staumauer und den Urftstausee belohnt.
An den Ufern im östlichen Teil zeigte sich, dass das Wasser sonst mehrere Meter höher stand, als derzeit. Deswegen war der Pegelunterschied auf beiden Seiten der Staumauer zwar deutlich, aber nicht so beeindruckend, wie ich erwartet hatte. Trotzdem war die Staumauer der Urfttalsperre ein beeindruckendes Bauwerk. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass sie von 1900 bis 1905 erbaut wurde, als ein solches Bauwerk (und generell das Thema Wasserwirtschaft) noch weitaus seltener waren
Am anderen Ende der Staumauer gibt es viele Infotafeln, die den Bau und die Funktionsweise des Bauwerks beschreiben. Dort befindet auch auch ein kleines Restaurant. Wir machten zwar ebenfalls eine kleine Pause, hatten aber genug eigenen Proviant dabei.
Am Horizont zeigte sich auch schon das nächste Ziel unserer Wanderung: Die NS-Ordensburg Vogelsang.
Die nächste halbe Stunde ging es steil bergauf und wir gerieten ganz schön außer Atem. Nachdem wir gestern die „leichte“ Variante unserer Route gewählt hatten, gab es diese Wahlmöglichkeit heute nicht mehr… da mussten wir wohl durch.
Während des gesamten Aufstiegs zur Dreiborner Hochfläche liefen wir durch mehr oder weniger dichten Wald. Immer wieder weisen Schilder darauf hin, dass es sich hier um ein Gebiet zur Truppenausbildung gehandelt hat und dass die ausgewiesenen Wege nicht verlassen werden dürfen. Bis 2006 durfte das Gebiet sogar gar nicht durchquert werden. Da eine komplette Räumung der Munitionsreste und Altlasten zu aufwändig wäre, wird es dabei bleiben, dass nur bestimmte Teile dieses Gebietes zugänglich sind.
In 500 Metern Höhe machten wir dann auch unsere richtige Mittagspause. Der Blick über die Freifläche war eine nette Belohnung für den anstrengenden Anstieg.
Überreste aus dem Nationalsozialismus
Auf dem Weg nach Vogelsang streiften wir noch die Wüstung Wollseifen. Der Ort wurde nach dem zweiten Weltkrieg durch britische Streitkräfte geräumt, um den Truppenübungsplatz Vogelsang anzulegen. 1950 erfolgte die Übergabe an das belgische Militär, das das Gebiet aber 2006 aufgab.
Auch die Geschichte der NS-Ordensburg Vogelsang ist interessant:
Die Anlage diente […] der NSDAP zwischen 1936 und 1939 als Schulungsstätte für den Nachwuchs des NSDAP-Führungskaders. Der unter Denkmalschutz stehende Teil der Bauwerke umfasst eine Bruttogeschossfläche von mehr als 50.000 Quadratmetern und gilt nach den Parteitagsbauten in Nürnberg mit fast 100 ha bebauter Fläche als die größte bauliche Hinterlassenschaft des Nationalsozialismus in Deutschland.
https://de.wikipedia.org/wiki/NS-Ordensburg_Vogelsang
Auch Vogelsang war nach dem zweiten Weltkrieg erst in der Hand der Briten und dann der Belgier. Nachdem das belgische Militär die dort eingerichtete Kaserne „Camp Vogelsang“ und den Truppenübungsplatz aufgegeben hatte, wurde Vogelsang „im Rahmen einer Dauerausstellung und als architektonische Erinnerungsstätte zu einem NS-Dokumentationszentrum“.
Nachdem uns unser Weg uns entlang der Mauern von Vogelsang führte, ging es wieder zurück in den Wald. Wir kamen an der Rotkreuz-Akademie und dem Peace Camp des Deutschen Roten Kreuzes vorbei und fanden dort auch eine gute Möglichkeit, unsere Trinkwasserreserven wieder aufzufüllen.
Wir konnten Vogelsang noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten und kamen wenig später, nach einem erneuten steilen Ab- und mitten im neuen Aufstieg, am Aussichtspunkt Kickley an.
Gemünd fest im Blick
Wir konnten Gemünd schon erkennen… wussten aber auch, dass wir den Ort nicht auf direktem Weg erreichen würden. Die letzte Stunde unserer Wanderung war allerdings recht harmlos, auch wenn das ständige Bergab-Bremsen nur geringfügig angenehmer war, als bergauf zu gehen.
Wir liefen über einen schönen Weg nach Gemünd hinein und waren mehr als froh, nach einer kurzen Strecke durch den Ort schon an unserer Unterkunft im Alten Rathaus angekommen zu sein.
Aber zur Pension, dazu wie nötig wir unseren Ruhetag hatten und wie wir doch noch leckeres Essen fanden, später mehr… 😉