Bis auf „Wir fahren einmal um die Nordinsel“ und „Ganz in den Norden fahren wir zum Schluss, wenn es richtig schön warm ist im Sommer“ gab es nicht viele Vorsätze für unseren Urlaub. Konkret vorgenommen hatten wir uns kaum etwas. Außer Auckland und Wellington standen keine besonderen Städte auf unserer Liste, „Hobbiton“ und sonstige Der Herr der Ringe-Referenzen nahmen wir mit „weil man schon mal da ist“ und die Coromandel Halbinsel und das Cape Reinga (am nördlichsten Punkt) sollten sehr schön sein.
Sich ansonsten einfach nur treiben zu lassen und einfach mit dem Finger über die Landkarte zu gleiten, um zu schauen, wo man als nächstes hinfahren würde, machte es bisher zu einem sehr entspannten Urlaub. Nur eine Sache hatten wir uns vorgenommen: Die schönste Tageswanderung Neuseelands, das Tongariro Alpine Crossing.
Auf 19,4 Kilometern galt es, 725 Höhenmeter und teilweise unwegsames Gelände zu überwinden. das alles auf dem Gebiet dreier aktiver Vulkane, dem Mount Tongariro, Mount Ngauruhoe und dem Mount Ruapehu. Das Crossing führte dann zwischen dem Mount Ngauruhoe (dem „Mount Doom“ aus den Herr der Ringe-Filmen) und dem Mount Tongariro hindurch. Durchschnittlich sollte man hierfür 6-8 Stunden Zeit, Essen, Trinken und wetterfeste Kleidung einplanen.
Unsere Abenteuerlust war geweckt
In Wellington warfen wir noch mal einen genauen Blick in die Karten der Insel und entschieden uns, aufgrund der Distanz doch keine komplette Tour entlang der Ostküste zu machen. Zwar hatten wir noch drei Wochen Zeit, aber beim ersten Überschlagen der nächsten Zwischenstopps stellte sich heraus, dass selbst das nicht ausreichen würde.
Wir fuhren also durch die Mitte hoch nach Whakapapa Village im Tongariro National Park. Der Ort lag günstig für das Crossing und von unserem Stellplatz aus sollte es einen Shuttle zum Start des Crossings geben. Wir hatten und mit Müsliriegeln, Nüssen und sonstigen Snacks eingedeckt, literweise Wasser abgefüllt und waren bereit, unsere Fitness zu testen.
Nur leider waren wir beim Blick auf die Wetterkarte etwas zu naiv gewesen. Während wir zwar dachten, das Wetter könnte am geplanten Tag besser sein „aber das geht schon“, erfuhren wir im Visitor Center vor Ort, dass es am nächsten Tag kein Shuttle geben würde. Alle Einheimischen waren sich einig: Das Wetter war einfach zu schlecht, zu kalt und zu windig dafür. Die Schneefallgrenze lag zu niedrig und am höchsten Punkt des Crossings konnten es durch den eisigen Wind bis zu -12 Grad Celsius werden. Das hatten wir so nicht gewusst… logisch, dass auch wir nicht bei solchen Minusgrade unterwegs sein wollte.
Diese Erkenntnis erstreckte sich auf die komplette Woche. Erst Freitag oder Samstag wurde wieder mit passablem Wetter gerechnet. So viel also zu unserem Zeitmanagement. Wir beschlossen, heute in Whakapapa zu bleiben. Und, da es zwar wolkenverhangen, aber immerhin trocken war, noch eine kleine Wanderung zu den Taranaki Falls hier im Tongariro National Park zu machen.
Planänderung
Aus dieser Wanderung ergab sich auch die Erkenntnis, beim wandern immer noch einmal wenigstens um die nächste Ecke zu schauen. Wir fanden einen kleinen Wasserfall, überlegten noch, ob das die ausgeschilderten Taranaki Falls sein sollten (von denen wir bis dato kein Bild gesehen hatten) und waren fast enttäuscht. Der Weg sah zuerst auch nicht so aus, als würde er noch viel weiter führen.
„Um die nächste Ecke gehen wir noch“ sagten wir und mussten fast schon lachen, als wir das getan hatten. Denn jetzt sahen (und hörten) wir auch den richtigen Wasserfall, der uns hier versprochen wurde. Wie gut, dass wir nicht umgedreht waren! Wir machten einige Fotos und folgten dem Weg weiter durch den Tongariro National Park, sodass wir einen schönen, zweistündigen Loop-Walk zurück in die Stadt gehen konnten.
Am nächsten Tag wollten wir nach Rotorua fahren und dort zwei Tage bleiben. Rund um die Stadt und den gleichnamigen See sollte es viel zu sehen geben, weswegen die Region sowieso auf unserer Liste stand. Da es nur circa zwei Stunden Fahrt waren, konnten wir es so später noch einmal mit dem Crossing versuchen.
Zurück beim Stellplatz im Holiday Park angekommen, machten wir uns an die Essensvorbereitungen und kamen mit anderen deutschen Radlern und Wanderern ins Gespräch, denen es ähnlich ergangen war, wie und. Mal sehen, wie viele von ihnen wir Ende der Woche wiedersehen würden…
Das Tongariro Alpine Crossing holten wir wenig später bei bestem Wetter nach.