Auch wenn man während eines Städtetrips nur wenig Zeit in Dublin hat, sollte man sich nicht nur auf die Stadt selbst konzentrieren. wer nicht nur an Dublin als Stadt interessiert ist, sondern Irland auch als Land kennenlernen möchte, würde ansonsten einen ziemlich falschen Eindruck bekommen. Mit circa 550.000 Einwohnern ist Dublin mit Abstand die größte Stadt Irlands. Cork liegt schon abgeschlagen auf dem zweiten Platz mit „nur“ ca. 126.000 Bewohnern. Galway folgt auf Rang drei mit ca. 80.000. Mit Großstädten in Deutschland lässt sich das also nur schwer vergleichen.
In Dublin erlebt man also ein Großstadtfeeling und Flair, das man so nirgendwo in Irland findet. Irland ist als „Grüne Insel“ eher für seine wunderschöne Landschaft bekannt, als für sein Stadtleben. Dublin als Stadt ist trotzdem natürlich immer wieder eine Reise wert, auch wenn es nicht der typische Irland-Urlaub ist.
Spaziergang im Regen
Nach der Landung am Dienstagnachmittag hieß es erstmal einchecken im Hostel. Das Ashfield Hostel war perfekt in der Stadt gelegen und günstig- alles andere war mir relativ egal, denn bei dem gesteckten Zeitfenster (Rückflug Donnerstagmorgen), würde ich eh nicht viel Zeit auf dem Zimmer verbringen. Erwartungsgemäß war das Wetter am Dienstag regnerisch und grau. Nichts ungewöhnliches für Dublin, also hieß es nach dem Einchecken direkt „Kapuze auf und raus“. Noch ohne Kamera machte ich mich auf den Weg zu den weniger fotogenen Spots… bei Regen wären sicher interessante Fotos entstanden, aber Spaß hätte das nicht gemacht.
Ich schlenderte die O’Connell Street auf und ab, vorbei am „Spike“ und am „O’Connell Monument“ und stattete erstmal dem nächsten Supermacs einen Besuch ab. Einer Fastford-Kette, die schon bei früheren Besuchen auf der Insel meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Wer kann schon Nein zu Taco Fries (Pommes mit Chili-con-Carne-Topping) sagen?!
Gestärkt ging es kreuz und quer weiter durch die Nachbarschaft. Mein Weg führte mich auch entlang des Liffey und später auch auf die südliche Seite in den Temple Bar District. Die Pubs dort lockten mit guter Live-Musik, aber mir war erstmal danach, mir noch ein wenig die Beine zu vertreten. Einfach ohne Ziel spazieren zu gehen war genau das Richtige, nachdem ich den Tag bisher hauptsächlich im Bus oder Flugzeug verbracht habe.
Der frühe Vogel…
Irgendwann hatte ich das Gefühl, erstmal alles gesehen zu haben. Außerdem wollte ich am nächsten Tag früh aufstehen und nach Howth rausfahren. Die kleine Halbinsel nördlich der Flussmündung ist schnell zu erreichen und versprach mir ein Stückchen vom „richtigen Irland“. Fernab vom Großstadttrubel warteten hier ein kleiner Hafen und raue Küstenlandschaft auf mich.
Schon die Fahrt mir der Buslinie 31 glich einer kleinen Sightseeingtour, da sie einen Großteil ihrer 30 Minuten an der Küste entlang führte. Ich stieg an der DART Station aus und erkundete dort ein wenig den alten Hafen. Ich musste tatsächlich zweimal hinschauen, denn während ich die alten Fischerbote betrachtete, beobachtete mich eine große Robbe aus dem Wasser heraus. Wir blickten uns einige zeit lang an, bis sie ausschnaufte und sich gelangweilt abwandte.
Ansonsten war es sehr bewölkt und neblig an diesem Morgen… irgendwo auf diesen Bildern hat sich etwas Farbe versteckt 😉
Ich begab mich auf den Cliff Walk, der circa zwei Stunden an den Klippen entlang bis zum „Summit“ führte. Man könnte den Loop von dort auch in verschiedene Richtungen fortsetzen, aber da ich heute auch noch Zeit in Dublin verbringen wollte, stieg ich dort wieder in den Bus.
Als es losging und wir den Hügel hinunter fuhren, wurde mir bewusst, dass ich damit alles richtig gemacht hatte: Da niemand sonst am Summit einstieg, konnte ich im Doppeldeckers oben in der ersten Reihe sitzen. Der Blick von hier oben war klasse! Bei dieser abfälligen Straße hatte man Wirkich einen hervorragenden Überblick.
How to blend in
Mir war entfallen, wie man sich als Teilnehmer des irischen Straßenverkehrs fühlt Spätestens die Busfahrt nach Howth brachte die Erinnerung jedoch zurück. Eigentlich merkte ich aber schon bei der Fahrt vom Flughafen in die Stadt, dass hier irgendwas nicht stimmte…
- Rote Ampeln gelten für Autofahrer, aber nicht für Fußgänger
- Ansonsten gibt es für beide Parteien keine weiteren Verkehrsregeln
- Will man als Fußgänger nicht komisch auffallen, geht man nach kurzem Schulterblick (die ganz Mutigen komplett ohne) einfach über die Straße
- Und das geht tatsächlich immer gut. Und kaum einer hupt.
Man gewöhnt sich daran. Busfahrer sind ja auch in Deutschland nicht die langsamsten Zeitgenossen, in Irland setzten sie allerdings noch mal eine Schippe oben drauf. Doppeldeckerbusse brauchen jedenfalls erstaunlich wenig Platz, wenn ihr versierter Fahrer sie durch die engen Straßen von Dublin manövrierte. Ich da nicht sonderlich zart besaitet, aber ich hatte oft das Gefühl, dass es grade sehr, sehr eng wurde und wir mal besser gewartet hätten. Aber warten? Das tut hier keiner, wo kämen wir denn da hin…?!
Wenn ich wieder Zeit habe, fasse ich mal meine Erlebnisse aus zwei vorigen Irland-Reisen zusammen, bei denen ich mit einer guten Freundin selbst aktiv (im Leihwagen) am Verkehr teilnehmen durfte… und wie knapp es manchmal wurde.
In Dublin’s fair city, where the girls are so pretty…
… I first set my eyes on sweet Molly Malone. Wenn das mal so einfach wäre!
Nachdem ich mein Bedürfnis nach Küste und Klippen in Howth gestillt hatte, ging es noch mal in die City. Heute sollten es den ganzen Tag trocken bleiben, was ich noch zum fotografieren nutzen wollte.
Ich machte einen kurzen Zwischenstopp im Hostel, ging unfassbar lecker (und unfassbar untypisch irisch) bei Saburritos essen und machte mich dann auf den Weg zu Molly. Klar, wer in Dublin ist, muss sich auch bei der Statue von Molly Malone blicken lassen. Das dachten sich auch zwei asiatische Reisegruppen, sodass ich beschloss mein Glück lieber auf dem Rückweg noch einmal zu versuchen.
Über die Grafton Street machte ich mich auf zum St. Stephen’s Green, um dort ein wenig zu verweilen. Wer shoppen möchte oder nur ein wenig Window Shopping betreiben will, ist in der Grafton Street und der King Street genau richtig. Über Letztere gelangt man auch in ein großes Einkaufszentrum, das St. Stephen’s Green Shopping Center.
Ich sparte mir lieber die Zeit und setzte meinen Spaziergang in Richtung St. Patrick’s Cathedral fort. In der Kathedrale war ich vor einigen Jahren schon, von daher hielt ich mich nur im schönen Garten und in ihrem Eingangsbereich auf. Auch so bekommen man schon einen guten Eindruck- insbesondere, wenn man sich bewusst macht, dass ein Großteil der heutigen Kathedrale bereits zwischen 1191 und 1270 erbaut wurde.
Von dort aus ging ich noch weiter zur Christ Church Cathedral. Damit hat man schon zwei der beeindruckendsten mittelalterlichen Kirchen der Stadt gesehen. Stattet man nun auf dem Rückweg noch dem Dublin Castle einen Besuch ab, hat man eine gute Dosis Kultur und Zeitgeschichte mitgenommen… und kann sich nun ruhigen Gewissens der Pub-Kultur widmen 😉
Ich versuchte auch, Molly Malone noch einen Besuch abzustatten… aber wieder keine Chance. Diesmal hinderte mich eine spanische Schulklasse und ich drehte wiederum ab. Nun schlenderte ich durchs Trinity Collage, noch einmal durch Temple Bar und dann… siehe da! Niemand sonst interessierte sich für Molly, großartig!
Straßenmusik mit Charme
Als ich mich dann langsam wieder auf den Weg zurück ins Hostel machen wollte, hielt ich noch lange an der nördlichen Ecke der Grafton Street an, denn hier sang eine junge Frau fabelhafte Lieder zur Gitarre. Sie bekam mein letztes Bargeld, was ich für eine sehr gute Idee hielt- so würde ich gleich im Souvenir Shop Carrolls nicht viel Geld ausgeben.
Mich reizte sowieso eher das stöbern und staunen über den (Verzeihung) Tinnef, den man dort anbot. Carrolls bietet alles, wirklich ALLES, zum Kauf an, auf das man die irische Flagge, ein Schaf oder einen Kobold drucken kann, Magnete, Schmuck, T-Shirts, Schals,Taschen, Gläser, Süßigkeiten… Immerhin findet man hier für jeden ein kleines Mitbringsel- und das in guter Qualität und zu einem angemessenen Preis.
Alles in allem war es mal wieder echt schön, der Stadt einen kurzen besuch abgestattet zu haben. Da der Flug am Donnerstag schon gegen 09:30h abheben sollte, hatte ich gut 1,5 Tage in Dublin verbracht. Von Vorteil war natürlich, dass ich schon etwas auskannte.
Für den ersten Besuch (und aus Gründen der Nachhaltigkeit) würde ich aber mindestens drei Tage empfehlen. Die Flüge sind natürlich teilweise unverschämt günstig und verlocken zu einer kurzen Visite… aber ab und zu sollte man schon über seinen ökologischen Fußabdruck nachdenken.
Ich kann auch nur jedem empfehlen, sich nicht nur die Stadt anzusehen, sondern auch mindestens einen Abstecher an die Küste zu machen, um das „richtige Irland“ zu erleben.