Tongariro Alpine Crossing

Um 05:30h fuhren wir mit einem kleinen Bus und circa 20 anderen Wanderern los in Richtung Startpunkt des Tongariro Alpine Crossing. Unser Fahrer gab uns noch einige wichtige Informationen und Tipps mit auf den Weg- die schönste Nachricht war, dass wir heute das beste Wetter seit Wochen hatten!

Aber von Anfang an… Das „Tongariro Alpine Crossing“ ist laut diverser Quellen eine der schönsten Tageswanderungen der Welt. Auf knapp 20km geht es mitten durch die karge und doch abwechslungsreiche Landschaft von zwei noch aktiven Vulkanen.

Eine Wanderung über aktive Vulkane

Links von einem liegt der Mount Tongariro, der sich etwas breiter erstreckt und dem Track seinen Namen gibt. Rechts liegt der Mount Ngauruhoe (auch bekannt als „Mount Doom“ aus den Herr der Ringe- und Hobbit-Filmen). Seine letzte Eruption war 1977, der Tongariro war sogar 2012 noch aktiv und stieß eine kilometerhohe Aschewolke aus. Auch zu sehen ist der, oft mit einer breiten Schneekuppe verzierte, Mount Ruapehu (zuletzt ohne Vorwarnung 2007 aktiv). An guten Tagen kann man sogar bis zum Mount Taranaki zurückblicken, den wir vor einiger Zeit besucht hatten (Beitrag I | Beitrag II).

Wir erwischten so einen klaren Tag und waren nicht nur fasziniert vom Blick auf den Mount Taranaki, sondern auch um alles andere um uns herum.

Unser „Ja, wir sind Touristen“-Moment

Außerdem kam wir uns ein wenig dumm vor, denn als wir vor fünf Tagen den ersten Versuch unternehmen wollten, das Crossing zu machen, waren wir noch enttäuscht, dass uns davon abgeraten wurde. Im Nachhinein stellte sich die Frage gar nicht mehr. Wir müssen ausgesehen haben, wie die typischen Touristen, die nicht wissen, worauf sie sich einlassen.

Ohne die tief hängenden Wolken konnte man so viel mehr erkennen. Selbst wenn es möglich gewesen wäre, das Crossing bei dem damals schlechteren Wetter zu machen, es wäre aufgrund der schlechten Sicht reine Zeitverschwendung gewesen.

Aber zurück zum Text. Wir hatten am Vorabend schon alles vorbereitet. Trinkwasser, Snacks und alles, was man sonst so für eine Wanderung von etwa 6-8 Stunden brauchen könnte. Klamotten (wir wurden circa 7x gefragt, ob wir auch eine vernünftige Regenjacke dabei hätten), sowie ein kleines Erste-Hilfe-Set und meine Kamera. Bei den Regensachen und dem Erste-Hilfe-Set hofften wir natürlich, dass sie eine abschreckende Wirkung haben würden und wir sie nicht benötigten.

Wunderschöner Start bei Sonnenaufgang

Da die Sonne bei unserem Start um ca. 06:00h grade erst wirklich aufging, war ich froh über die Mütze und dünnen Handschuhe, die ich eingepackt hatte. Uns wurde gesagt, wenn wir uns „wie für 0 Grad“ anziehen würden, sollten wir keine Probleme haben. Anfangs war das auch sicher richtig, aber je länger wir unterwegs waren und je mehr Wärme wir auch selbst produzierten, desto mehr konnten wir auf dicke Kleidung verzichten.

Der erste Teil des Crossings, vom Startpunkt am Mangatepopo Carpark (ca. 1100m Höhe) bis zu den Soda Springs, einem kleinen Wasserfall auf der Seite des Mount Tongariro, ist noch relativ eben und mit Holz-Stegen gut ausgebaut. Diesen Weg kann so gut wie jeder laufen. Kurz darauf kommt man dann aber an einem ersten Hinweisschild vorbei, das einen auf die Beschaffenheit des weiteren Weges vorbereitet. Wer nicht gut zu Fuß ist oder unter Höhenangst leidet, sollte definitiv nicht weitergehen.

Die Teufelstreppe

Nach diesem ersten Teil ist es nämlich erst einmal vorbei mit „gut ausgebauten Wegen“. Man erkennt immer noch deutlich, wo der Tracke entlang führt und mit dem richtigen, festen Schuhwerk ist auch der weitere Weg kein Problem. Es geht aber schon deutlich steiler und unebener bergauf. Kein Wunder also, dass dieser Teil des Tracks auch „Devil’s Staircase“ genannt wird, die vielen steilen Stufen und Aufstiege fordern einem direkt einiges ab.

Nach diesem ersten Aufstieg ist man am South Crater auf ca. 1650m Höhe angekommen. Der Krater ist unverkennbar und bietet ein gute Erholung, denn der folgende Weg ist flach und einfach zu laufen.

Am Ende des South Crater wartet aber noch mal ein happiger Anstieg hinauf zum Red Crater (Höchster Punkt mit etwa 1886m). Hier gibt es keine gut ausgebauten Stufen, hier klettert man eher über Felsen und unwegsame Landschaft, um den Anstieg zu meistern.

Der höchste Punkt des Crossings

Die Aussicht ganz oben ist dann allerdings eine wirkliche Entschädigung für die Strapazen zuvor. Der Red Crater ist faszinierend rötlich gefärbt und spätestens jetzt auch die ebenfalls teilweise rötliche Färbung des Mount Ngauruhoe besser auf. Ich war sowieso immer wieder beeindruckt davon, was die Natur hier in Neuseeland alles geschaffen hatte, aber während dieser Wanderung kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Solche Vulkanlandschaften hatte ich bisher noch nicht oft zu Gesicht bekommen.

Der folgenden steile Weg hinunter vom Red Crater zu den Emerald Lakes ist der gefährlichste Teil des Crossings. Auch laut unserem Fahrer passieren hier die meisten Unfälle, da der Weg nicht sonderlich breit und der Sand sehr nachgiebig ist. Setzt man aber nach und nach einen Fuß vor den anderen, sollte es keine Probleme geben. Man kann den nachgiebigen Sand auch dazu nutzen, den Hang ein wenig hinunter zu gleiten, das spart Kraft.

Emerald Lakes

Entlang der Seen, die durch die gelösten Mineralien der umliegenden Landschaft eine grünlich bis tief blaue Farbe annehmen, wird es wieder wesentlich flacher und einfacher zu gehen.

Von den Emerald Lakes geht es wieder ein Stück hinunter und dann flach durch den Central Crater zum Blue Lake. Nach einem kleinen, im Vergleich zu vernachlässigenden Aufstieg, ist man wieder auf 1730m Höhe angekommen.

Der Blue Lake bietet sich wunderbar für eine ausgedehnte Pause an. Je nach eigenem Bestzeit-Anspruch, kann man die Pausen natürlich so lang oder kurz gestalten, wie man möchte. Wir waren ganz ohne Erwartungen an dass Tongariro Alpine Crossing herangegangen, hatten aber auf jeden Fall erwartet, länger als die veranschlagten 6-8 Stunden zu benötigen.

Für die ersten beiden Abschnitte (Startpunkt bis Soda Springs und von dort zum South Crater) hatte ich noch auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass wir sehr gut in der Zeit lagen. Später hatte ich aber keine Ambitionen mehr, dies weiter zu verfolgen… Wir legten ab und zu mal kleinere pausen ein und wir würden halt so lange brauchen, wie wir eben brauchen würden.

Wasser, soweit das Auge reicht

Vom Blue Lake aus geht es dann eigentlich das restliche Stück des Weges fast ausschließlich bergab. Die Landschaft wird wieder ein wenig „freundlicher“ und bewachsener, bis man nach einiger Zeit einen wunderschönen Blick über den Rotoaira See bis hin zum Lake Taupo hat.

Zur Ketetahi Hütte geht es dann über gut ausgebaute Serpentinen fast 3,5 Kilometer hinunter. Nach allem, was man bisher erlebt hatte, begann hier meiner Meinung nach ein etwas eintöniger Abstieg, der nur aus „abbremsen“ bestand. Aber natürlich entschädigt auch hier der Blick über die umliegende Langschaft für das langsame trotten. Zusätzlich zum Blick über die Seen kann man auf beiden Seiten des Track auch noch den Dampf von heißen Quellen beobachten.

An der Hütte legten wir einen letzten kleinen Zwischenstopp ein und folgten dem Weg die letzten 6 Kilometer durch Dschungel-artigen Wald bis hin zum Zielpunkt, dem Katetahi Carpark auf nur noch 800m Höhe.

Immer wieder neue Eindrücke

Auf diesem Weg wurde es noch einmal spannend. Umgestürzte Bäume versperrten uns den Weg, wir kreuzten Bäche und schlammigen Untergrund und 700m, die sich in der „Lahar Hazard Zone“ befinden (einer besonders von Schlamm- und Schuttströmen gefährdeten Zone, wo diese Ströme bis zu 100km schnell werden können). Hört man also ungewöhnliche Geräusche (etwa ein dumpfes Grollen), sollte man lieber nicht weitergehen. Ansonsten sollte man sich einfach möglichst schnell durch dieses Gebiet begeben.

Wir behielten ein gutes Tempo bei und kamen nach knapp 7,5 Stunden um 13:30h an besagtem Zielpunkt an. Ohne große Vorbereitung, mit durchschnittlicher Sportlichkeit und inklusive aller Pausen wahrscheinlich ein passables Ergebnis. Besonders, weil wir am Ende gar nicht so erschöpft waren, wie wir vermutet hatten.

Wahrscheinlich waren wir einfach zu fasziniert von den ganzen vielfältigen Eindrücken, die wir auf den letzten 19.4 Kilometern erlebt hatten. Die Landschaft auf den Tongariro Alpine Crossing ändert sich alle paar Kilometer und ist nichts, was unsere europäischen Augen jemals zuvor schon gesehen haben.

Sollte es uns mal wieder nach Neuseeland und auf die Nordinsel verschlagen, wir würden es beide sofort noch einmal machen!